Mit dem immateriell wirkenden Turm der Winde, der vielen wie eine Vorwegnahme der Architektur des 21. Jahrhunderts erschien, wurde Toyo Ito 1986 berühmt. Heute aber sind ihm Stärke, Präsenz und Intensität wichtiger als ephemere Transparenz und ätherische Leichtigkeit.
Toyo Ito, ein in aller Welt gefragter Architekt, sieht sich heute nicht zuletzt dank dem Pritzkerpreis im Zenit seiner Karriere: Die neusten Werke des 1941 im besetzten Seoul geborenen Japaners sind zugleich ernster und experimenteller als seine «Architektur der Bewegung», die ihn einst zum führenden Vertreter der «Post-Shinohara-Generation» gemacht hatte. Ito, der mit der Bubble-Economy berühmt geworden ist, engagiert sich derzeit beim Wiederaufbau der am 11. März 2011 von Erdbeben und Tsunami zerstörten Region Tohoku. Sein «Haus für alle» in Sendai ist ein Prototyp dafür. Die leichte Holzkonstruktion mit Satteldach bietet auf einer Fläche von 40 Quadratmetern ein «öffentliches Wohnzimmer». Denn in Gesprächen mit Bewohnern der Notunterkünfte hatte Ito herausgefunden, dass mit dem Bezug der Behelfswohnungen der neu gefundene Zusammenhalt unter den Katastrophenopfern oft verloren geht und deshalb Bedarf an einem sozialen Treffpunkt besteht.